Revitalisierung des Mainufers in Frankfurt - Historie und Konzept
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Die Naherholung der Frankfurter in der noch befestigten Stadt war durch ein kleines Tor im westlichen Wall erreichbar. Das Ziel: der schwefelwässerige Grindbrunnen am Gutleuthof. Zu Tausenden pilgerten sie dorthin, um sich unter den hundertjährigen Linden mit Heilwasser zu versorgen.
1832 erwarb der Gastwirt Josef Ried den von Guaita´schen Garten auf der Höhe der heutigen Windmühlstrasse. Ein großes Hotel, eine prächtige Gaststätte auf dem Weg zum Grindbrunnen, die Mainlust zog ihren Sommergarten bis an die Ufermauer. Tanzböden, Arkadengänge, Teehäuschen auf der Insel - ein Vergnügungs-Etablissement. Die Lust am Main muß unbändig gewesen sein. Liebhaber beschwingter Musik scharrten sich um die Pavillons, liberale Abgeordnete des Paulskirchenparlamentes mischten sich nicht nur im Revolutionsjahr 1848 unter die Kaffeetanten. Das erste Schwimmbad im Main siedelte sich an.
Dreissig Jahre später war es mit der Mainlust vorbei. Sie wurde der Industrie geopfert, der Westhafen entstand, der alte Winterhafen, der Kleine Main, zugeschüttet. Auf dem Weg zur modernen Großstadt verband ein mitten über die neugewonnene Promenade gelegtes Hafengleis den Westen mit dem Osten.
Die Frankfurter, abermals ihrer Naherholung beraubt, waren aufgebracht. Zunächst wird der Grindbrunnen in die Stadt verlegt, an die wichtige Kreuzung Wallanlage/ Untermainkai. 1875 beschließt die Stadtverordnetenversammlung großzügige Finanzierungen: sommerliches mediterranes Klima lässt am Untermainkai Libanonzedern, Palmen, Ginko- und Mandelbäume wachsen. Im Volksmund entsteht das Nizza: Es bringt den Frankfurtern den Ruf der südländischen Lebensart ein.
Der Erfolg des ersten Schwimmbades vor dem Winterhafen beflügelt; vor dem Nizza wird eine Badeinsel mit Roll-Tennisfeld auf dem Wasser angelegt. Das Mainlüsteln findet sein Ende erst mit dem 2 .Weltkrieg: Die Stadt sowie die aufwendig zu pflegenden Grünanlagen sind dahin. Das letzte Schwimmbad wird 1954 abgebaut, der Main verkommt zur Cloake. Direkt eingeleitete Industrieabwässer lassen Fische sterben und die Menschen aus der Flussaue verschwinden.