Vortrag in der Architektenkammer Hessen

von deutsch

Vorbildliche Bauten in Hessen

Mehrfamilienwohnhaus Paradiesgasse 13, Frankfurt am Main

Aus der Begründung der Jury:
Das Gebäude entstand auf einem seit dem 2. Weltkrieg brachliegenden, schmalen Trümmergrundstück von ca. 140 Quadratmetern in einer Altstadtgasse in Frankfurt/Sachsenhausen. Die umliegende Bebauung erweist sich als im höchsten Maße heterogen und – mit Ausnahme des Straßenraums selbst – frei von historischen Kontextbezügen. Die sechsgeschossige Baulückenschließung überragt seine Nachbarn, freilich ohne aufzutrumpfen; vielmehr stellt sie eine bewusste Akzentuierung im örtlichen Zusammenhang dar.  

Das markante, ja beherrschende  Motiv der Frontfassade ist ein doppelter Erker mit der Anmutung eines gotischen Spitzbogenfensters – Auflage der städtischen Gestaltungssatzung und zugleich Reminiszenz an jene Bautypologie des Mittelalters, die hier einst vorherrschend war.  Gleichwohl offenbart sich die Architektur als dezidiert modern in Raumverständnis, Gliederung, Materialiät und Grundrissorganisation. Sie ist zugleich expressiv und minimalistisch.

Gekonnt geht der Entwurf auf die extremen Herausforderungen des Ortes ein: Die horizontale wie vertikale Erschließung erweist sich als so plausibel wie ausgetüftelt; sie inkorporiert zudem drei notwendig Fluchtwege benachbarter gastronomischer Einrichtungen. Jeder verfügbare Quadratmeter wird sinnvoll genutzt und in ein  kohärentes Konzept eingebunden – das Haus stellt eine Art „raumökonomische Wundertüte“ dar. Trotz einer städtebaulich überaus beengten  Situation sind die Wohnungen licht und hell, von überraschender Großzügigkeit und innenräumlicher Raffinesse. Selbst das Souterrain verfügt über gute Wohnqualität, orientiert zu einem ansprechend gestalteten Innenhof.